Ich arbeite, also bin ich.

Samstagabend, Geburtstagsfeier im Freundeskreis, die Gäste sind alle berufstätig. Wer sich nicht kennt, fragt wohl als erstes nach dem Namen der anderen Person – und direkt danach folgt die Frage nach dem Beruf fast unweigerlich auf dem Fuße. Unsere Arbeit ist nicht mehr nur dazu da, den Lebensunterhalt zu sichern, wir identifizieren uns zunehmend auch mit ihr.

Mehrheit der Arbeitnehmer zufrieden

Da die Arbeit für uns persönlich eine so große Rolle spielt, sind die Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis) von 2018 schon ein sehr gutes Zeichen: Fast 90 Prozent der deutschen Arbeitnehmer sind mit ihrer Arbeit sehr zufrieden oder zufrieden. Die Ergebnisse schwanken zwar zwischen Berufsgruppen (so sind Hilfskräfte nur zu 83 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden, während Führungskräfte und Akademische Berufe zu 89,1 beziehungsweise 91,1 Prozent zufrieden oder sehr zufrieden sind), insgesamt ist der Anteil aber durchgehend hoch.

Zugehörigkeit stiftet Identifikation

Mit Zufriedenheit geht meist auch Motivation einher. Wichtig für die Motivation am Arbeitsplatz ist es, einer Gemeinschaft anzugehören. Das haben auch viele Arbeitgeber erkannt, die in ihren Jobangeboten immer wieder preisen, dass der oder die potenzielle Kandidat*in „Teil der Familie“ werden könne. Es suggeriert eine Beziehung, die über das normale Arbeitgeber-Arbeitnehmer-Verhältnis hinaus gehen soll. Die Zugehörigkeit zum Unternehmen soll identitätsstiftend wirken und damit auch das Verantwortungsgefühl stärken.

Die Frage nach dem Sinn

Darüber hinaus ist es auch wichtig, dass sich die Mitarbeiter mit den Zielen des Unternehmens identifizieren und diese (moralisch oder ideell) unterstützen können. Dazu gehört natürlich auch, dass sie sich mit ihrer Tätigkeit identifizieren können und diese bestenfalls als wichtig und sinnstiftend wahrnehmen. Besonders der Generation Y, also den zwischen 1980 und 2000 Geborenen, wird immer wieder nachgesagt, dass sie stolz auf ihre Arbeit und den Arbeitgeber sein möchten, weil sie sich sehr über ihren Job definieren.

Motivation steigert Leistung

Menschen, die sich in ihrer Arbeit wiederfinden, bringen mehr Leistung, machen eher Überstunden, bringen sich und ihre Ideen ein und wechseln seltener den Arbeitgeber. Die Möglichkeit, kreativen Freiraum zu haben und Verantwortung übertragen zu bekommen, steigert das Selbstwertgefühl der Arbeitnehmer und er oder sie wird sich noch mehr Mühe geben, einen guten Job zu machen. Für Arbeitnehmer birgt das natürlich auch die Gefahr, zu viel geben zu wollen und den Druck zu groß werden zu lassen. Überarbeiten und Leistungsdruck können auch krank machen, das darf nicht vergessen werden.

Veränderung der Wahrnehmung

Dass heute die Identifikation mit der Arbeit eine so große Rolle spielt, liegt auch an dem Wohlstand, in dem wir leben. Sicherlich gibt es auch in Deutschland zu viele Menschen, die unterhalb der Armutsgrenze leben müssen, dennoch ist im Allgemeinen gut für alle gesorgt. Das war früher anders, als Arbeit vor allem dazu da war, extrinsische Motive wie Status, Gehalt und Karriere zu befriedigen. Die Identifikation spielte hier eine wesentlich geringere Rolle.

Die Arbeit ist weiterhin die Basis für den Lebensunterhalt der allermeisten Menschen – aber wir bewegen uns dank des allgemeinen Wohlstandes auf hohem Niveau. Viele Menschen sind bereit, finanzielle Abstriche zu machen, um einer für sie sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Arbeitgeber, die dies erkennen und fördern, werden von motivierten und leistungsstarken Mitarbeitern profitieren.

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